Übersicht

200 Jahre Jacob Burckhardt

Veranstaltungen zu Geschichte und Gegenwart

Zahlreiche kulturelle Institutionen und verschiedene Medien für ein breites Publikum

Als Begründer der Kulturgeschichte hat Jacob Burckhardt unsere modernen Vorstellungen von kultureller Vielfalt massgeblich geprägt. Aus Anlass seines 200. Geburtstages soll nach der Aktualität und Gegenwartsrelevanz des bedeutendsten Schweizer Geisteswissenschaftler des 19. Jahrhunderts, seiner Ideen und seines Denkens gefragt werden. Die Veranstaltungen richten sich an ein breites Publikum, weit über fachwissenschaftliche Kreise hinaus.


Warum Burckhardt?

Burckhardts Blick auf die Geschichte dient immer auch einer Erschliessung der eigenen Gegenwart. Diesen Gedanken für die heutige Zeit zu aktualisieren, bedeutet mit anderen Worten, Burckhardts historische Themen, das 19. Jahrhundert sowie unsere heutige Gegenwart als miteinander verbunden zu reflektieren. Seine Analyse der Renaissance etwa war tief geprägt von den gesellschaftlichen, politischen, ökonomischen und kulturellen Umwälzungen seines eigenen Jahrhunderts.

Mit Burckhardts Interesse an Geschichte geraten soziale Transformationen, intellektuelle Entwicklungen, Sehnsüchte des Bürgertums, Vorstellungen von Wissenschaft und nicht zuletzt auch Gefühlslagen, Wünsche, Hoffnungen und Ängste des 19. Jahrhunderts in den Blick. Nicht zuletzt spiegelt sich in der Auseinandersetzung mit Burckhardt auch unsere Zeit wider, unsere Interessen an und unser Umgang mit Geschichte.

Burckhardt war ein engagierter Zeitgenosse. Zwischenzeitlich Redakteur der Basler Nachrichten, regelmässiger Besucher von Konzerten, Mitglied der Kunstkommission und stets aufmerksamer Beobachter des Weltgeschehens war er kulturell breit interessiert. Es bietet sich somit an, die Frage nach der Aktualität seines Denkens und Werks in verschiedenen kulturellen Institutionen und in verschiedenen Medien aufzuwerfen und sie so einem breiten Publikum zugänglich zu machen.



Warum Basel?

Burckhardts Ausstrahlung als 'Erfinder' der Kulturgeschichte, als Brückenbauer zwischen den Zeiten, ist wahrlich international – aber sie ist doch zugleich in Basel verankert. Als Spross einer seit dem 16. Jahrhundert ansässigen Familie ist er der Basler Geschichte vielfältig verbunden. In Basel als Sohn des Vorstehers der reformierten Kirche (Antistes) geboren, verliess er seine Vaterstadt für das Studium in Berlin und Bonn. Bereits als junger Mann reiste er viel, was er bis ins hohe Alter fortführte. Burckhardt verfügte über einen wirklich europäischen Horizont und dennoch blieb er Basel zeitlebens eng verbunden. Er lehrte – bis auf ein kurzes Gastspiel am neu gegründeten Zürcher Polytechnikum (ETH) – an der Universität Basel Geschichte, später auch Kunstgeschichte, hielt zahlreiche Vorträge für das städtische Publikum. Alle Angebote, an deutschen Universitäten Professuren zu übernehmen, lehnte er jeweils dankend ab.

Zugleich umspannt die Lebenszeit Burckhardts das gesamte 19. Jahrhundert, in dem sich Basel von einer spätmittelalterlichen Stadt zu der modernen Industriestadt entwickelte, wie wir sie kennen - ein Prozess, der durch enorme politische, soziale und kulturelle Umbrüche gekennzeichnet war. Burckhardt war ein aufmerksamer – von heutiger Warte aus sicherlich auch streitbarer – Beobachter und oft kritischer Kommentator dieser Transformation.

Sein Nachlass liegt im Staatsarchiv und in der Universitätsbibliothek in Basel. Die kritische Edition seiner Werke – davon gilt nur ein geringer Teil seinen Publikationen, der weitaus grössere Schriften aus dem Nachlass – wird von der Jacob Burckhardt-Stiftung in Basel herausgegeben. Diese Materialien und die seit 2000 erscheinenden Bände der Werkausgabe bilden die Grundlage für eine erneute Auseinandersetzung mit Burckhardt.